
Nach Ergebnissen unserer neuen OSINT-Untersuchung haben wir russische Militärangehörige aus dem Bestand der 120. Artilleriebrigade (Einheit 59361, Stationierungsort: Jurga, Kemerowo-Gebiet Russlands) der 41. Armee des Heeres des Zentralen Militärbezirk Russlands identifiziert, die sich Anfang 2016 in einer „neurussisch-syrischen Dienstreise“ befanden. Als Hauptquellen dieser Information treten die russischen Zeitsoldaten selbst auf, die es eilig haben, mit ihren Kampfauszeichnungen zu prahlen, sowie regionale Medien, die im Unterschied zu den zentralen Medienquellen sich nicht genieren, Nachrichten mit ihren Lesern zu teilen.
Ende 2016 veröffentlichte InformNapalm Beweise der „ukrainischen Dienstreise“ der 120. Artilleriebrigade. In dem Artikel haben wir erwähnt, dass die Artilleristen der 120. Brigade im Mai 2016 auch in Syrien gesichtet wurden. Die Erstinformation über die Verlegung einer Abteilung der 120. Brigade nach Syrien erläuterte der ukrainische Militärnachrichtendienst dabei noch im Herbst 2015.
Untersuchungsobjekt
1. Sergei Turkanow
Geb. 02.02.1988, Beresowskij, Kemerowo-Gebiet Russlands. Zeitsoldat der 120. Artilleriebrigade. Soziale Netzwerke: VK (archiviertes Profil, Album, Kontakte).
Ausgezeichnet mit der Medaille „Für die Teilnahme an der Militäroperation in Syrien“ auf Anordnung des Verteidigungsministers Russlands Nr.155 vom 16.03.2016.
In seinem Album gibt es keine Fotos, die auf den militärischen Status von Turkanow hinweisen würden, er selbst benutzt das Pseudonym „Schram“. Der Wunsch, mit seiner Medaille anzugeben, hat aber überhand genommen und am 17. Januar 2017 hat Turkanow die Reportage des regionalen TVs der Stadt Beresowskij in sein Videoalbum hochgeladen, in der über seine Auszeichnung für die Dienstreise nach Syrien berichtet wird, die vom Januar bis April 2016 andauerte. Dieselbe Information wurde am 16. Januar 2017 auch auf der Webseite der Stadtverwaltung von Beresowskij veröffentlicht.
2. Ewgenij Igorewitsch Belinow
Geb. 22.08.1986, Stadt Scharypowo, Krasnojarski Gebiet; Zeitsoldat der 120. Artilleriebrigade, Unterfeldwebel. In sozialen Netzwerken: VK (archiviertes Profil, Album, Kontakte).
Ausgezeichnet mit der Medaille „Für die Teilnahme an der Militäroperation in Syrien“ auf Anordnung des Verteidigungsministers Russlands Nr. 155 vom 16.03.2016. Die Auszeichnungsurkunde wurde vom Kommandeur der Militäreinheit 59361, Oberst Denis Zechanowitsch unterzeichnet. Sergei hat auch den Status eines Veteranen der Kampfhandlungen.
Auch hier gab es ursprünglich keine Fotos, dafür aber den Wunsch mit seiner Medaille zu prahlen:
3. Jaroslav Dmitrijewitsch Saweljew
Geb. am 18. Juli. Vermutlich aus Prokopjewsk, Kemerowo-Gebiet. Zeitsoldat der 120. Artilleriebrigade. In sozialen Netzwerken: VK (archiviertes Profil, Album, Kontakte).
Ausgezeichnet mit der Medaille „Für die Teilnahme an der Militäroperation in Syrien“. Er versuchte aus irgendeinem Grund, seinen Dienstrang, die Bezeichnung der Medaille, Anordnungsnummer und den Namen des Kommandeurs seiner Militäreinheit auszuradieren. Der Handschrift in der Urkunde nach, die mit der Handschrift in der Auszeichungsurkunde des obengenannten Belinow identisch ist, handelt es sich hier um die gleiche Anordnung des russischen Verteidigungsministers.
In seinem Album gibt es einige Bilder, die auf die Zugehörigkeit zu den Streitkräften Russlands hinweisen, darunter auch Bilder seiner „syrischen Dienstreise“.
Drei Militärangehörige eines Artillerieverbands sind mehr als genug, um die Erstinformation über die „syrische Dienstreise“ der 120. Artilleriebrigade aus Jurga zu belegen.
Wenn man sich außerdem die Kontakte dieser Personen anschaut, kann man auch andere Belege dafür finden, dass sie „niemals dort waren“. Zum Beispiel, im Profil ihres Dienstkollegen Filipp Gagarinow (archiviertes Profil, Album, Kontakte), der in seinem Album Fotos aus dem Nahen Osten aufbewahrt:
Wie wir schon mal anmerkten, unterscheiden sich die syrischen Dienstreisen der russischen Einheiten kaum von ihren „rostow-ukrainischen Dienstreisen“. Die Abteilungen, die in die Kampfzone entsendet werden, sind in Form von taktischen Kampfgruppen in Bataillon- oder Kompaniestärke vertreten. Des Öfteren werden nach Syrien Abteilungen und Militärangehörige verlegt, die bereits Kampferfahrung im Donbass gesammelt haben. Die Anzahl der Abteilungen der russischen Armee und Flotte, die von InformNapalm in Syrien identifiziert worden sind, beläuft sich mittlerweile auf 16 Truppenverbände:
- Baltische Flotte: 336. Marineinfanteriebrigade (879. Luftsturmbataillon derselben Brigade);
- Nordflotte: die 200. selbstständige motorisierte Schützenbrigade und die 61. Marineinfanteriebrigade;
- Schwarzmeerflotte: 810. Marineinfanteriebrigade;
- Westlicher Militärbezirk: 27. SMSBr und 20. ABC-Regiment (TOS-1A);
- Östlicher Militärbezirk: 200. Artilleriebrigade;
- Zentraler Militärbezirk: 21. SMSBr, 28. SMSBr, 74. SMSBr, 7. Panzerbrigade, 120. Artilleriebrigade;
- Südlicher Militärbezirk: 34. SMSBr, 7. Militärbasis, 291. Artilleriebrigade und die 66. Nachrichtenbrigade.
All diese Abteilungen haben sich auf die eine oder andere Art auf ihren „ukrainischen Dienstreisen“ bemerkbar gemacht. Und das sind Abteilungen der russischen Armee ohne die Einbeziehung von Spezialkräften, GRU und Luftlandetruppen Russlands, ihrer Berater, der russischen Luftwaffe und der sogenannten russischen privaten Militärunternehmen, die lange vor der Entsendung anderer Abteilungen nach Syrien verlegt worden waren. Des Weiteren ist man auch in Syrien nicht ohne die heimliche Reserve der russischen Geheimdienste ausgekommen – der freiwilligen Söldner, die vor Syrien schon im Donbass gewesen sind.
Noch im Dezember 2015 veröffentlichte InformNapalm Beweise der „syrischen Dienstreise“ von Militärangehörigen einer Artilleriebrigade des Südlichen Militärbezirks Russlands, siehe: „29 Soldaten der 291. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands in Syrien“.
Im Kontext der „rostow-ukrainischen“ und „syrischen Dienstreisen“ figuriert die 120. Artilleriebrigade insgesamt in drei Publikationen von InformNapalm:
- „Abteilungen der 32. motorisierten Schützenbrigade und der 120. Artilleriebrigade in Millerowo“, vom 06.05.2015;
- „Die 120. Artilleriebrigade der russischen Streitkräfte vor Palmyra in Syrien“, vom 29.03.2016;
- „Beweise der „ukrainischen Dienstreise“ der 120. Artilleriebrigade der Streitkräfte RF“, vom 21.12.2016
Die Datenbanken mit Personalien russischer Militärangehörige und Beweisen ihrer Teilnahme an Kriegshandlungen in der Ukraine auf der Seite der vereinten russisch-terroristischen Kräfte sind unter dem Permalink https://informnapalm.org/database zugänglich.
Bestand und Bewaffnung der 120. Artilleriebrigade RF
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
CC BY 4.0
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
No Responses to “Die syrische Dienstreise der 120. Artilleriebrigade der Streitkräfte Russlands”