Am 26. April 2017 fand in Suchumi, der Hauptstadt des besetzten Abchasiens, im Gebäude der „Abchasischen Staatsuniversität“, ein Forum zum Thema „Verstärkung der militärischen NATO-Präsenz im Schwarzmeerraum. Nationale Sicherheit Abchasiens“ statt. Einer der Referenten bei dieser Veranstaltung war der Assistent des Aufklärungskommandeurs der russischen 7. Besatzungsbasis in Abchasien. Der Vortrag des Aufklärungsoffiziers war sehr bezeichnend, da er Elemente der Desinformation mit absichtlicher Verdrehung der Tatsachen und propagandistischen Klischees beinhaltete, die ziemlich realitätsfremd waren. Zum Beispiel sagte er:
– „Die Militärmanöver, die im Schwarzmeerraum und Transkaukasien abgehalten werden, haben einen offen feindlichen Charakter und werden von den USA und den NATO-Ländern als eine Methode der Gewalteinwirkung auf Abchasien benutzt“;
-„Die Hauptroute der legalen Verlegung von Söldnern auf das Territorium des Nordkaukasus verläuft über das Territorium von Georgien, was die Lage in der nordkaukasischen Region Russlands destabilisiert“;
-„Die US-Führung und einige europäische Länder erklärten, dass die Einmischung Russlands in innere Angelegenheiten der Ukraine zum Anlass für die Verstärkung ihrer Militärpräsenz im Schwarzmeerraum wurde“.
In diesem Zusammenhang möchte InformNapalm auf konkrete Tatsachen hinsichtlich der russischen 7. Besatzungsbasis aufmerksam machen, deren Militärangehörige derartig zynisch über die angebliche Verstärkung der NATO-Militärpräsenz im Schwarzmeerraum sprechen, wobei diese Verstärkung der Nordatlantischen Allianz an den östlichen Grenzen nur die Folge der schleichenden Aggression Russlands gegen seine Nachbarstaaten ist.
Die 7. Besatzungsbasis (Bestand, Bewaffnung, Besonderheiten)
Die 7. Militärbasis (Militäreinheit 09332, Gudauta, besetztes Abchasien, Georgien) der 49. Armee des Südlichen Militärbezirks Russlands wurde in 2009 aufgestellt, nach der russischen Invasion nach Georgien 2008. Die Basis wurde auf der Basis der 131. selbständigen motorisierten Schützenbrigade aus Majkop aufgestellt, die während der Erstürmung von Grosny am Silvester 1994-1995 durch tschetschenische Aufständische zerschlagen worden war.
Die Struktur dieses Besatzung-Truppenverbandes in Abchasien schließt die Landkomponente in Form einer verstärkten schweren Brigade mit ein: 4 motorisierte Schützenbataillons, Panzerbataillon, 2 Artilleriedivisionen, Raketenartilleriedivision, Scharfschützenkompanie, Drohnenkompanie, Aufklärungsbataiilon, sowie andere selbständige Abteilungen und Logistik-Einheiten. Der Personalbestand ist nach gemischtem Prinzip komplettiert worden – mit Wehrdienstleistenden und Zeitsoldaten. Alle Versuche des Kommandos, die Basis ausschließlich mit Zeitsoldaten zu komplettieren, waren erfolglos. So wurde nur ein motorisiertes Schützenbataillon zu 100% mit Zeitsoldaten komplettiert, das den Kern einer Kampfgruppe in Bataillonstärke bildet, die regelmässig zur Aggression gegen die Ukraine im Donbas hinzuzgezogen wird.
Hauptbewaffnung der Militärbasis in Gudauta: etwa 50 St. T-72B3 Panzer (die die alten T-90 Panzer ablösten), mehr als 150 St. BTR-82 und BTR-80, 36 St. 152 mm Panzerhaubitzen „Akazija“, 18 St. Raketenwerfer „Grad“, sowie andere Waffen und Militärgerät. Die wichtigsten Truppenübungsplätze, die die Besatzer zur Kampfvorbereitung vor Ort benutzen, sind der Truppenübungsplatz Nagwalou an der Schwarzmeerküste und der Zebelda-Platz in den Bergen. Die Abteilungen der 7. Militärbasis, darunter auch motorisierte Schützeneinheiten, Aufklärung- und EloKa-Einheiten, verrichten ihren Dienst entlang der Linie der administrativen Grenze in der Rajon Gali und Kodori-Tal.
Darüber hinaus gehören zur Basis:
- Flugkommandantur, die regelmässige Flüge von Flugzeugen und Hubschraubern der Luftwaffe Russlands zum Flugplatz in Gudauta gewährleistet;
- FlaRak-Divisionen-Gruppierung (die folgende Flugabwehrmittel besitzt: FlaRak-Komplexe „Osa“, „Strela-10“) und ein FlaRak-Regiment bestehend aus drei Divisionen mit Flugabwehrraketensystemen S-300 (24 St.), die ihren Bereitschaftsdienst in den Orten Agudsera und Primorskoje verrichten;
- Funktechnische Abteilung, deren strukturmäßige Mittel auf dem Territorium des Flughafens Babuscher in Suchumi platziert sind.
Die 7. Militärbasis in den Publikationen von InformNapalm
Nachdem wir uns nun über die Struktur, Bewaffnung und einige Besonderheiten der 7. Militärbasis klar geworden sind, möchten wir daran erinnern, dass die Militäreinheit 09332 nicht nur ein Truppenverband der Streitkräfte Russlands ist, der eine Region von Georgien besetzt, sondern auch einer der meist kämpfenden Truppenverbänden der russischen Armee. Die Informationen über den Kampfweg der Militärangehörigen dieser Militärbasis im Donbas wurden in 30 OSINT/HUMINT-Untersuchungen der internationalen Aufklärungsgemeinschaft InformNapalm geschildert.
Chronologie:
Im Sommer-Herbst 2014 hatte InformNapalm das Faktum der Verlegung von Abteilungen und Bewaffnung, darunter auch von Rohr- und Raketenartillerie, der 7. Militärbasis in die an die Ukraine angrenzenden russischen Regionen des Gebiets Rostow mehrmals festgehalten (siehe 1, 2, 3). Später wurden diese Fakten durch weitere unwiderlegbare Belege für die Teilnahme dieses Truppenverbands am Krieg im Donbas vervollständigt, darunter auch mit Beweisen für Artillerieangriffe auf das Territorium der Ukraine.
Anfang 2015 veröffentlichte die russische Quelle RBC eine eigene Untersuchung basierend auf Informationen von InformNapalm, in der sie das Faktum der zwangsmäßigen Hinzuziehung von Militärangehörigen der 7. Militärbasis zur Invasion in die Ukraine bestätigte. Im selben Jahr 2015 veröffentlichten wir einige Beweise für die Rekrutierung von Wehrdienstleistenden zu Zeitsoldaten zwecks ihrer weiteren Entsendung auf Kampf-Dienstreisen (s. 4, 5), sowie Informationen über die massenhafte Auszeichung von Militärangehörigen der Militäreinheit 09332 nach Ergebnissen ihrer „rostow-ukrainischen Dienstreisen“ (s. 6, 7). Damals wurde auch der erste Zeitsoldat dieser Militärbasis identifiziert, der in eine IBF (illegale bewaffnete Formation) im besetzten Donbas hinzukommandiert worden war.
2016 wurde zu einem Jahr der Gruppenidentifizierung von Militärangehörigen der 7. Militärbasis – Aufklärern, Artilleristen und anderen, die sich in der früheren Etappe der russischen Aggression am unerklärten Krieg gegen die Ukraine beteiligten (s. 8, 9, 10, 11). Es war uns auch gelungen Zeitsoldaten dieser Basis zu identifizieren, die zurzeit als Instrukteure bei den „neurussischen“ IBFs agieren (s. 12, 13). In unser Blickfeld sind auch einige Offiziere der 7. Basis geraten, die sich durch die Fotos in ihren sozialen Netzwerkprofilen kompromittiert hatten.
2017 wurden die Militärangehörigen der 7. Militärbasis zu einer wahren Informationsquelle, die die russische Militäraggression gegen die Ukraine belegte. Nach Ergebnissen unserer OSINT-Untersuchungen ist es uns gelungen, weitere Militärangehörige zu identifizieren, die für ihre Teilnahme an den Kampfhandlungen im Donbas ausgezeichnet wurden, sowie den Prozess der Beförderung von in der Ukraine gewesenen Zeitsoldaten zurückzuverfolgen, die nach ihrer Rückkehr an Elite-Militärhochschulen Russlands immatrikuliert werden. In unserer dreißigsten Untersuchung zur 7. Militärbasis vom 15. März 2017 haben wir Informationen über die Verlegung von zusätzlichen Flugabwehrraketensystemen S-300 ins besetzte Abchasien publik gemacht, was zu einem Anlass für eine Sondersitzung des Sicherheitsrats Georgiens wurde und internationale Erklärungen zur Unterstützung Georgiens zu Folge hatte.
Die 7. Militärbasis in 30 InformNapalm-Untersuchungen
Somit werden die ganzen rhetorischen Erklärungen der Offiziere der 7. Besatzungsbasis über die NATO-Bedrohung im Schwarzmeerraum durch zahlreiche Fakten der russischen Aggression gegen die Ukraine und Georgien zerschlagen. Im Heute ist Russland der einzige Aggressor, der eine Gefahr für alle Länder im Schwarzmeerraum darstellt, was durch die russische Besatzung von Teilen Georgiens und der Ukraine nachgewiesen wird.
Dieses Material wurde auf der Basis eigener OSINT-Untersuchung von Irakli Komakhidze exklusiv für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Schlegel; Titelbild: Alex Alexidze. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unsere Ressource erforderlich.
(Creative Commons — Attribution 4.0 International — CC BY 4.0 )
Wir rufen unsere Leser dazu auf, unsere Publikationen aktiver in den sozialen Netzwerken zu verbreiten. Das Verbreiten der Untersuchungen in der Öffentlichkeit kann den Verlauf von Informationskampagnen und Kampfhandlungen tatsächlich brechen.
2 Responses to “Die 7. Besatzungsbasis in vorderster Linie der Kremlpropaganda”
23/07/2017
Die russische 7.Militärbasis im besetzten Teil von Georgien und ihre Soldaten im Krieg im besetzten Teil des ukrainischen Donbas - InformNapalm.org (Deutsch)[…] Russland auf die Aggression Russlands gegen die Ukraine im Donbas hat, hat InformNapalm in über 30 OSINT-Untersuchungen geschildert. In diesen Untersuchungen wurden Militärangehörige der 7. russischen […]
27/07/2017
Russland verstärkt seine Militärpräsenz in Abchasien - InformNapalm (Deutsch)[…] auf die Aggression Russlands gegen die Ukraine im Donbas einwirkt, hat InformNapalm in über 30 OSINT-Untersuchungen zur russischen 7. Militärbasis geschildert, deren Militärangehörige den […]